Einige Wochen dem Winter in Deutschland entfliehen und im Süden Spaniens viele neue Menschen kennenlernen, die spanische Kultur selbst leben und das Spanisch verbessern – das klang doch wirklich nach einem guten Plan! Heute möchte ich euch alles über diese Erfahrung erzählen.
Planung, Buchung, Aufregung
Schon in der Schule war Spanisch immer mein Lieblingsfach. Unsere Urlaube verbrachten wir zudem auch meistens an den Küsten Spaniens. Und so habe ich mir schnell vorgenommen, dass ich die Sprache fließend sprechen können möchte. Da ich zu Beginn des Jahres noch etwas Zeit hatte bevor mein Studium losging, entschied ich mich dazu, diese sinnvoll für mich zu nutzen und einen Sprachkurs zu machen. Bereits vor einigen Jahren war ich über das Internet auf das Unternehmen EF (Education First) gestoßen und es war mir auch immer im Hinterkopf geblieben. Sie bieten weltweit Sprachreisen in Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch, Chinesisch, Koreanisch und Japanisch an. Dabei kann man sich für eine bestimmte Wochenanzahl oder auch ein ganzes Jahr im Ausland entscheiden. Website: https://www.ef.de
In Düsseldorf gibt es eine Niederlassung bei der ich kurzer Hand einen Beratungstermin vereinbarte. Die Frau, die mich beraten hat war von Anfang an sehr freundlich und ist genau auf meine Wünsche eingegangen. Wir überlegten gemeinsam welche Sprache ich lernen möchte und wie lange mein Kurs andauern sollte. Weitere Ausschlusskriterien waren zum Beispiel, ob ich in einer Gastfamilie oder der Residenz mit den anderen Schülern zusammen wohnen möchte, ob mir ein wärmeres Klima wichtig sei oder ob ich in eine Großstadt oder eher in eine kleinere Stadt gehen möchte. Nach einer kleinen Eingrenzung stellte sie mir die Standorte vor und berichtete mir sehr offen von den Erfahrungen der Schüler. Nach ein paar Tagen hatte ich mich unter den Angeboten für Málaga entschieden. Ich wollte sehr gerne mein Spanisch verbessern und mir war ein Standort am Meer wichtig, den ich außerdem noch nicht kannte. Außerdem suchte ich mir aus, in einer Gastfamilie zu wohnen, da ich den wirklichen spanischen Alltag miterleben wollte. Per Mail oder Post erhielt ich alle wichtigen Informationen, sodass ich auch später nochmal alles nachlesen konnte. Die Flüge kann man auch über EF buchen. Ich habe sie allerdings selbstständig gebucht, da ich ein günstiges Angebot gefunden habe.
Und dann war es auch schon soweit. Voller Vorfreude stieg ich ins Flugzeug. Mit meiner Gastfamilie hatte ich schon Bilder und ein paar Zeilen ausgetauscht. Doch ich war wirklich gespannt, wie das Leben bei ihnen so sein wird und wie ich mit meinem derzeitigen Spanisch zurecht kommen würde. In der Schule hatte ich es drei Jahre gelernt.
Drei Stunden später war ich dann auch schon dort. Der Fahrer meines über EF gebuchten Shuttles wartete auch schon auf mich. Angekommen in meiner Unterkunft lernte ich dann zuerst die anderen beiden Mädchen aus Belgien und Frankreich kennen, die auch in der Familie untergebracht waren. Meine Gastfamilie war noch gar nicht zu Hause, da sie über das Wochenende verreist waren. Das fand ich aber nicht schlimm, da ich so etwas Ruhe für mich hatte und entspannt meinen Koffer aufpacken konnte. Ein paar Stunden später kamen dann die Mutter, der Vater und ihre neunjährige Tochter zurück und begrüßten mich direkt sehr, sehr herzlich. Besonders die Mutter gab sich sehr viel Mühe langsam und deutlich zu sprechen, sodass ich wirklich alles wunderbar verstand und auch antworten konnte. Das machte mich natürlich sehr stolz und nahm mir ein wenig die Aufregung. Abends hat sie immer für uns gekocht. Wenn ich mal nicht zum Essen kam, sollte ich ihr einfach vorher eine Nachricht schreiben. Etwas erschöpft aber gespannt auf meinen ersten Schultag fiel ich dann auch schon ins Bett.
Mein erster Schultag
Am nächsten Morgen liefen wir begleitet von der Sonne zur Schule. Der Weg dauerte ca. zehn Minuten, also vollkommen in Ordnung. Das Schulgebäude fand ich wirklich wunderschön und umgeben von Orangen- und Zitronenbäumen war der südländische Stil perfekt.
Nach einer sehr netten Begrüßung der Lehrer sollte ich als Einstufungstest einen kleinen Text auf Spanisch schreiben. Ich kam dabei gut zurecht und werde dem Kurslevel B1 zugeteilt. Ingesamt gibt es die Niveaus A1,A2,B1,B2 und C1, sodass Anfänger als auch Fortgeschrittene sehr passend eingeteilt werden können. Eine Unterrichtsstunde geht 80 Minuten und jeden Tag variieren die Zeiten ein wenig, sodass man mal schon um neun und mal erst um 12 Uhr Unterricht hat. Der Wechsel gefiel mir sehr gut, da man so an einigen Tagen schon mittags Freizeit hatte und an anderen Abenden etwas länger unterwegs sein konnte. Nach der Schule habe ich mich dann erstmal etwas ausgeruht. Ich merkte, dass es doch sehr anstrengend ist, die ganze Zeit Spanisch zu sprechen und dass alles noch sehr ungewohnt für mich ist. Zudem war es auch das erste Mal, dass ich ganz alleine verreist bin und das war auch anfangs etwas gewöhnungsbedürftig. Für den Nachmittag hatte die Schule für uns eine kleine Stadtführung organisiert, bei der ich mich sehr schnell besser fühlte. Die anderen Schüler waren sehr offen und nett, die Sonne begleitete uns und ich verliebte mich sofort in die typisch spanische Altstadt mit ihren kleinen Gassen.
Am Abend gingen wir dann noch Tapas essen. Welche Restaurants, Bars und Clubs ich euch besonders empfehlen kann, werde ich euch in einem folgenden Blogpost erzählen.
Bin ich hier wirklich richtig?
Die ersten Tage in meinem Kurs waren etwas deprimierend für mich, da ich bemerkte, dass ich doch sehr viel der Grammatik vergessen hatte oder noch gar nicht in der Schule gehabt hatte. Doch ich gab mir Mühe, wiederholte einige Zeitformen und durch die Mithilfe der anderen Schüler und meiner Lehrer fiel es mir von Tag zu Tag leichter. Generell kann ich sagen, dass in meinem Kurs sehr tolle und lustige Leute waren, die eine lockere Atmosphäre schafften und immer hilfsbreit waren. Den Lehrern war sehr wichtig, dass wir nur Spanisch redeten, da wir es auch nur so verbessern könnten. In der Freizeit haben wir aber ehrlich gesagt fast nur Englisch gesprochen, da es dann doch einfacher war oder auch viele gerade erst begonnen hatten, Spanisch zu lernen. Ein Italiener meines Kurses konnte allerdings kein Englisch sprechen und dadurch waren wir „gezwungen“, Spanisch mit ihm zu sprechen. Für mich war dies allerdings Goldwert, da wir uns sehr gut anfreundeten, alle zusammen viel Zeit verbrachten und mein Spanisch somit immer besser wurde.
Nach etwa einer Woche hatte ich mich sehr gut eingewöhnt und habe es genossen, so frei und selbstständig zu sein. Das Gefühl des Alleinseins war ebenfalls verschwunden. Eine besondere Überraschung war, als ein neues Mädchen aus Deutschland in den Kurs kam und sich herausstellte, dass sie auch in Köln wohnt. Wir haben uns sehr gut angefreundet und werden nun auch weiterhin Zeit miteinander verbringen können.
Wie ich meine Freizeit bestens genutzt habe, erfahrt ihr ausführlich in einem kommenden Blogpost.
Leben in der Gastfamilie vs. Residenz
Meinen Erfahrungen nach haben die beiden möglichen Unterkünfte Vor- und Nachteile. Ehrlicherweise muss ich sagen, dass in der Residenz meistens Englisch miteinander gesprochen wurde. Um sein Spanisch zu verbessern ist die Gastfamilie also etwas besser. Zumal habe ich auch oft mitbekommen, dass die spanischen Familien fast kein Englisch sprechen und man dann zwangsläufig Spanisch sprechen „muss“. Das Leben in der Residenz kostet auch etwas extra, während das Wohnen in einer Gastfamilie keine zusätzlichen Kosten entstehen lässt. Dazu kommt auch noch die Verpflegung. In der Familie bekommt man Frühstück und ein warmes Abendessen. Wenn man in der Residenz wohnt, muss man sich alles selbst kaufen und zubereiten. Ein Zimmer in einer Familie ist für ein oder zwei Leute ausgelegt. In der Residenz teilen sich bis zu vier Personen eins. Was allerdings nicht außer Acht gelassen werden darf, ist, dass man sich natürlich viel schneller und besser kennenlernt, wenn man zusammen in der Residenz wohnt. Für mich war es manchmal etwas ärgerlich, da ich die einzige unserer Freunde war, die bei einer Familie wohnte und ich dann immer noch extra weiter laufen oder fahren musste. Doch das war im Endeffekt auch nicht schlimm und ich bin froh, dass ich dort gelebt habe, da sie sehr tolle Menschen waren, ich auch dort mein Spanisch verbessern konnte und es an vielen Tagen sehr entspannt war, nicht selbst kochen zu müssen. Wichtig zu erwähnen ist, dass unter 18-Jährige einige Einschränkungen haben. Sie haben eine Zeitvorgabe, wann sie abends zurück sein müssen und das wird auch genau kontrolliert. Leute, die auch gerne abends weggehen möchten, kommen in Málaga sehr auf ihre Kosten. Wenn man allerdings noch unter 18 ist, kann ich mir vorstellen, dass es nicht so spaßig ist, wenn die anderen alle noch länger bleiben können. Außerdem kommt man auch erst ab 18 in die Bars und Clubs hinein. In allen, die ich besucht habe, wurde der Ausweis kontrolliert. Dass es in Spanien so streng ist, hätte ich vorher nicht gedacht.
Unterschiede Deutschland – Spanien
Natürlich kann ich nur von meinen Erfahrungen sprechen und möchte meine Einschätzungen auch nicht verallgemeinern, aber einige Unterschiede sind mir doch in der Zeit aufgefallen. Zunächst ist mir aufgefallen, dass die Spanier viel offener und herzlicher gegenüber ihrer Mitmenschen sind. Ganz gleich, ob sie die Person kennen oder nicht. Man wird direkt gedrückt, bekommt Komplimente und es entsteht sofort ein lockeres Gespräch. Da sind wir Deutschen doch eher etwas steif und zurückhaltend. Die meisten, die ich kennengelernt habe, sind auch sehr temperamentvoll gewesen, haben ein bisschen lauter gesprochen und mit den Händen gestikuliert, wie man es vielleicht schon aus Spanien kennt. Sie haben es immer sehr geschätzt, wenn man Spanisch mit ihnen gesprochen hat und waren dann noch freundlicher. Mir ist aufgefallen, dass sehr viele auch unter der Woche ausgehen, denn die Bars und auch die Clubs waren immer sehr voll. Das kenne ich persönlich nicht so aus Deutschland. Negativ wahrgenommen habe ich, dass sehr viel Plastikmüll entsteht. Sie recyceln die Flaschen beispielsweise nicht. Diese landen einfach direkt im Müll und auch die Einkaufstüten bestanden immer aus Plastik. Von den Leuten, die ich kennengelernt habe, waren auch viele entweder arbeitslos oder hatten in der Vergangenheit damit zu kämpfen. Die hohe Arbeitslosigkeit Spaniens ist also auch dort zu erkennen gewesen.
Der schwere Abschied
Am letzten Tag hat jeder Schüler seine Graduación, bei der alle zusammenkommen und man ein Zertifikat über den absolvierten Sprachkurs bekommt. Der jeweilige Lehrer sagt ein paar persönliche Worte und die ganze Atmosphäre ist immer sehr herzlich und familiär. Nach der Schule haben wir dann Getränke und Essen im Supermarkt gekauft und haben und damit an den Strand gesetzt. Plötzlich fing es ein wenig an zu regnen. Doch das hat für uns nichts geändert. Wir haben uns einfach untergestellt und dort weiter zur Musik getanzt und Spaß gehabt.
Am nächsten Tag wurde ich dann von meinem Shuttle abgeholt und zum Flughafen gebracht. Sehr wehmütig stieg ich ins Flugzeug, weil ich schon da wusste, dass ich die Leute der Schule und den spanischen Lebensstil sehr vermissen werde. Doch:
Málaga – no es un adiós, es un hasta luego!
Málaga – es ist kein Tschüss sondern ein Auf Wiedersehen!
Vorschau: Freizeit und Nachtleben in Málaga 12 Dinge, die du in Málaga tun solltest